Mangelnde Energieeffizienz: Nachfrage- und Preisrückgang bei sanierungsbedürftigen Immobilien
Bis 2050 sollen sämtliche Immobilien in der Europäischen Union klimaneutral werden. Die beschlossenen energetischen Mindeststandards für den Gebäudesektor ziehen zahlreiche Sanierungspflichten und CO2-Reduktionen für ineffiziente Gebäude nach sich. Auch potenzielle Immobilienkäufer schauen daher viel sensibler auf die Energieeffizienz einer Immobilie, erst recht seit Eintritt des Ukraine-Kriegs und der daraus resultierenden Energiekrise. Wie sich diese Faktoren auf die Nachfrage- und Preisentwicklung bei sanierungsbedürftigen Immobilien auswirken, zeigt die aktuelle Online-Umfrage der von Poll Immobilien Experten.
„Die zukünftig noch strengeren Anforderungen in Sachen Energieeffizienz, Klimaschutz und nachhaltiges Bauen beeinflussen Kaufinteressenten zunehmend bei der Immobiliensuche. Während der im Rahmen des Verkaufsprozesses geforderte Energieausweis in der Vergangenheit von geringem Interesse war, fordern Kaufinteressenten jetzt entsprechende Informationen direkt ein, wägen die damit verbundenen Investitionen ab und nutzen diese als Argumente für ihre Preisverhandlungen. Zudem schauen die Banken wesentlich genauer auf den Energieausweis als früher. Einige beginnen sogar damit, kleine Zinsnachlässe für besonders energieeffiziente Immobilien anzubieten“, erklärt Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter bei von Poll Immobilien.
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Nachfrage nach sanierungsbedürftigen Immobilien je nach Lage bereits deutlich zurückgegangen ist. Immerhin fast jeder zweite Immobilienexperte (47,6 Prozent) bestätigt eine gesunkene Nachfrage nach Immobilien mit Sanierungsbedarf um mehr als 30 Prozent. Während 20,9 Prozent der Immobilienmakler eine fallende Nachfrage um 30 Prozent angeben, berichten 17,5 Prozent der Befragten über einen Nachfragerückgang um 20 Prozent. Von einem nicht ganz so starken Einbruch berichten dagegen 8,7 Prozent und 5,3 Prozent der befragten Makler, bei denen das Interesse nach unsanierten Immobilien, vor allem älteren Baujahres, um weniger als 10 Prozent beziehungsweise um 10 Prozent eingebrochen ist.
„Ältere Bestandsbauten mit einer geringen Energieeffizienz haben es schwerer. Die Nachfrage in diesem Segment ist deutlich zurückgegangen, da auch die Kosten für Sanierungen wegen Handwerkermangel und Lieferkettenproblematiken derzeit gestiegen und schwer kalkulierbar sind. Es gibt viele Unsicherheiten“, sagt der Experte Ritter.
Der Nachfragerückgang beeinflusst je nach Lage auch die Preisentwicklung bei energetisch unsanierten Immobilien. Circa 35 Prozent der Immobilienexperten bestätigen einen Preisrückgang um 20 Prozent. Immerhin 23,8 Prozent der Befragten beobachten fallende Preise um 30 Prozent, 16 Prozent der Immobilienmakler sogar um mehr als 30 Prozent. Einen geringeren Preisverfall um 10 Prozent beziehungsweise um weniger als 10 Prozent geben dagegen circa 15,5 Prozent beziehungsweise 9,7 Prozent der Immobilienmakler an.
„Auf dem gesamten Immobilienmarkt erleben wir derzeit einen moderaten Rückgang der Preise, wobei das Ausmaß des Rückgangs von der Wirtschaftskraft der Region, der spezifischen Lage der Immobilie und dem Umfang der erforderlichen Sanierungen, insbesondere im Hinblick auf die Energieeffizienz des Gebäudes, abhängt. Eigentümer, die daher kurz- oder mittelfristig verkaufen möchten, sollten dies nicht zu lange aufschieben. Besonders wenn es sich um eine unsanierte Bestandsimmobilie älteren Baujahres handelt. Hier könnten weitere Faktoren, wie strengere Sanierungspflichten und Energieeffizienz-Auflagen, den Verkaufspreis künftig zusätzlich beeinflussen“, resümiert Daniel Ritter.
Quelle: von Poll Immobilien GmbH